Heimkehr aus Afghanistan

De  retour d´Afghanistan

Returning from Afghanistan

Als ich im Februar dieses Jahres meinen Beitrag „Hilferuf vom Hindukusch“ veröffentlichte, konnte ich noch nicht ahnen, dass Herbert F. in Bälde aus seinem afghanischen Verlies freigelassen werden würde. Tatsächlich ist es aber so geschehen, und jetzt, da er nun, auch Dank verschiedener Interventionen, bereits eine Weile wieder daheim ist, habe ich kurz mit ihm gesprochen.

Zurück aus einem afghanischen Kerker, wie fühlt sich das an?

Es fühlte sich gut an, wie die ganze „Heimkehr“.

Du warst ja nicht das erste Mal in Afghanistan. Was hat sich dort seither wesentlich verändert?

1987 und 1989 war ich nur in ländlichen Gebieten unterwegs. Hatte mein unmittelbares politisches Wissen nur von den Interviews mit Mujaddedind Rabani und den Gesprächen mit Khassan Gul und den Mudschaheddins, die ich 1989 begleitete. Meine dritte Reise (vom Oktober bis November 2022) war bereits ins Afghanistan der Talibans. Da habe ich allerdings nicht nur viel gesehen, sondern auch interessante Gespräche geführt. Habe allerdings nur zwei Interviews mit prominenten Persönlichkeiten geführt, wobei einer davon nicht nur wenig aussagte, sondern sich auch nicht  fotografieren ließ,  also publizistisch  unbrauchbar war. Ich kann also nur theoretische Vergleiche  mit der „Vor-Taliban-Zeit“ ziehen.

 Könnte man trotz allem, Lage der Frauen dort, Vergewaltigungen hier, auch positive Seiten Land und Volk abgewinnen?

Selbstverständlich. In erster Linie die erkämpfte Unabhängigkeit von Großmächten, d. h. die Chance, nach Jahrzehnten der Abhängigkeit, sich nach eigenen Vorstellungen zu entwickeln. Was aber nicht nur eine Chance, sondern auch eine große Gefahr darstellt. Der 15. August 2021 stellt eine Kreuzung in der afghanischen Geschichte dar: Entweder in Richtung Zukunftschance oder in Richtung Katastrophe. So komisch es angesichts meiner Inhaftierung auch klingen mag, das Land ist sicher. Das heißt, für Afghanen, die sich nicht als Gegner der Taliban  profiliert haben und für Ausländer, sofern sie afghanisch gekleidet sind und mit einem Afghanen unterwegs sind. Was die Lag der Frauen in Afghanistan betrifft, so wird sich ihre Situation zweifellos zu ihrem Vorteil ändern. Hinweise gibt es genug. Nicht zuletzt: das Land selbst verfügt über eine Menge von Sehenswürdigkeiten.

In Österreich sind bereits zu viele Migranten zu bewältigen, vor allem männliche Jugendliche, darunter auch kriminelle Afghanen. Die Strafen für Sexualtäter fallen aber immer wieder gering aus.

Die afghanischen Menschen sind im Allgemeinen besser als ihr Ruf. Gewiss die Taliban sind zweifellos  die ungebildetste Schicht der Bevölkerung, was historisch bedingt ist, und das schlägt sich eben auch bei vielen jungen Migranten aus diesem Land nieder.

Welchen Rat hättest Du für die österreichische Politik im Umgang mit diesem Land und, im Besonderen, Afghanen in Österreich parat?

 Österreich sollte fair zu den Taliban sein, sich aber zu nichts zwingen lassen. So sollte, beispielsweise, die afghanische Botschaft in Wien, die noch von Vertretern des alten Regimes geleitet wird, entweder geschlossen werden oder, nach Anerkennung des neuen Regimes, von dessen Vertretern geführt werden. Die illegal eingereisten Afghanen sollten jedenfalls unverzüglich abgeschoben und die Unterstützungsleistungen erheblich gekürzt werden.

 Würdest Du von einer Reise in dieses Land abraten, wenn nicht, was wären Deine Empfehlungen?

Ich würde von einer Reise nach Afghanistan weder abraten, noch zu einer solchen raten. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass, wenn sich der Reisende in afghanischer Kleidung bewegt und noch dazu sich in Begleitung  eines Afghanen befindet, keine Gefahr besteht. Ich habe beides aus Leichtsinn unterlassen.

Ab wann darf mit einer Buch-Veröffentlichung Deiner Erlebnisse gerechnet werden?

Ich hoffe, dass mein Buch im Herbst erscheinen wird. spätestens aber bis Jahresende.

Anmerkung: Der „Heimkehrer“ ist Autor mehrerer Bücher, u.a. über die „Kurdische Tragödie“.

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