Björn Höcke und die deutsche Frage

Björn Höcke et la question allemande                                                                           Björn Höcke and the german question

 

Das Schicksal des Deutschen ist, in Abwandlung eines Brechtschen Gedanken, der Deutsche. Dies ließe zwar mehr als eine Deutung zu, doch eine scheint mir noch immer passend: Es ist der Deutsche selbst und seine Nation die für ihn in erster Linie maßgeblich sind  und seine Existenz rechtfertigen. Es scheint mir aber so, daß jeder, der sich diese Selbstverständlichkeit zur lautstarken Maxime macht und von da ausgehend zu unorthodoxen Überlegungen und Fragen kommt, von vielen –  dem antifaschistischen Grundkonsens Rechnung tragend –  postwendend zum „geistigen Brandstifter“ (Michel Friedman) gestempelt wird.

Die Zänkereien und Aufgeregtheiten dieser Tage, die wegen einer mutigen, zugegeben, für überreizte Naturen leicht mißverständlichen  Äußerung des AfD-Politikers Björn Höcke * zu registrieren waren, ließen gelegentlich vermuten und in dem einen oder anderen Fall zu dem Schluß kommen, der Deutsche sei tatsächlich des Deutschen Feind. Wer die zum Teil überzogenen  Aussagen der Etablierten und ihrer, wie es scheint, geistig verwirrten fünften Kolonne, nicht zuletzt aber auch einiger AfD-Politiker,  „genießt“  kann sich dieses Eindrucks jedenfalls nicht ganz erwehren. Wobei der  gewisse von fremder Hand zum Gutmensch hochgepäppelte Neudeutsche sich besonders hervortut.

Diese Figur mit dem ganz bestimmten Charakteristikum nahm schon Theodor Storm ins Visier als er meinte, es gäbe „eine Sorte im deutschen Volk, die nicht zu diesem gehören will“ und deshalb „wie ein Tropfen Gift im Blute“ gärt. Oje, deutsches Blut! Schon höre ich die Trabanten eines unerbittlichen, strafenden Sonnengestirns in vorauseilendem Gehorsam nach dem Staatsanwalt rufen. Doch den deutschen Patrioten Storm kann dies nicht mehr jucken, darüber hinaus böte die deutsche Geschichte ohnehin jede Menge „Anrüchiges“ dieser Art , besonders  für strebsame Grüne und andere Linke mit NS-belasteter Verwandtschaft.

Bemerkte doch, zum Beispiel, Goethe zu Eckermann: „Für eine Nation ist nur das gut, was aus ihrem eigenen Kern und ihrem eigenen, allgemeinen Bedürfnis hervorgeht…“. Das könnte auch Goebbels, mit dem Höcke jetzt von Dummdeutschen verglichen wird, gesagt haben. Goethe und Storm also frühe Nationalsozialisten? Unsinn natürlich. Damals wäre es zudem  keinem Deutschen eingefallen, ob gebildet oder nicht, auch nur im Schlafe einen von  Gräueltaten befleckten Zeitabschnitt  seiner Geschichte in masochistischer Weise über die ganze Gegenwart zu stülpen und die  große deutsche Nation zu einer in Sack und Asche wandelnde Schuldbekennungsgemeinschaft oder  Aufarbeitungsgesellschaft zu degradieren. Eine weitere Schande  für die von der internationalen  Völkergemeinschaft kein Pokal vergeben wird.

Nun kommt Generationen später die gewiß intelligente Frauke Petry, maßregelt öffentlich den Parteifreund und meint in Richtung des Gescholtenen, es gelte nach vorne zu schauen. Was ein führender freiheitlicher EU-Politiker im Namen seiner Partei gerne mit „erfreulich“ kommentierte. Aber, bitte sehr, wer schaut nicht nach vorne? Wer nicht nach hinten? Doch die „Anordnung“, daß bestimmte Bindungen ins Gewesene, das ja nicht nur törichte und verbrecherische Seiten aufweist,  zwecks einseitiger Ausrichtung außen vor zu lassen seien wie die ganze Wahrheit auch, mutet doch etwas merkwürdig an. Was dazu führt,  die  noch wehrhaften deutschen Muskel endgültig zu lähmen und von  allem zu  trennen was einer deutschen Renaissance  dienlich wäre.

Da fragt man sich doch, soll denn in letzter Konsequenz  deutsches Streben nach Wahrheit und Freiheit dem Ehrgeiz einiger Politiker, der Machtgier  einer Partei, der unsittlichen Begierde nach Beherrschung untergeordnet werden?  Soll deutsche „Schande“ verlängert, ja verewigt  werden? Ich möchte und kann eine solche Bestrebung, ob bewußt oder unbewußt, der AfD-Führung nicht pauschal unterstellen, aber manche Auftritte und Aussagen einzelner ihrer Vertreter finde ich dann doch einigermaßen verhaltensauffällig. Und so stellt sich nicht nur mir die Frage, ob in diesen Fällen die charakterliche Reife mit der politischen eigentlich noch Schritt halten kann.

Gewiß übersehe ich dabei nicht, in welch schwierige Lage sich einige europäische rechtspopulistische Politiker  mit ihrer Partei aus taktischen und strategischen Überlegungen, vielleicht auch aus persönlichem Ehrgeiz,  bereits hineinmanövriert haben. Zum Schaden des Ganzen, denn in einer solchen Position werden Forderungen nach mehr Selbstbestimmung zur reinen Makulatur. Wie auch die zu Beginn durchaus vorhandene Aufrichtigkeit des einen oder der anderen mit fortschreitender Anpassung in eitle Einfalt münden kann. Damit  läuft ein regiertes Volk  in Gefahr, unweigerlich von einer Abhängigkeit in die nächst größere geführt zu werden. Cui bono?

Also, so frage ich, wie lange soll diese deutsche Nation denn noch warten bis endlich die deutsche Frage, und dazu gehört eben auch der offene Umgang mit ihr,  in Berlin auf die Tageordnung gesetzt wird? Warten bis das Deutsche ethnisch-kulturell zu einer vernachlässigbaren Größe geworden ist?  Ja, ja, ich weiß schon, Deutschland ist ein –  in einigen Bereichen durch Begriffs- und Geschichtsverfälschung** verdunkeltes –  immer noch besetztes Land. Erwächst aber daraus für wache deutsche Patrioten nicht ein Auftrag und mehr als nur Überschriften?

Wie denn sonst als in Freiheit und bei voller Souveränität könnte,  um mit Konfuzius oder Max Weber zu sprechen, noch rechtzeitig eine „sittliche Durchgestaltung“ einer neuen deutschen Daseinsordnung gelingen? Höcke  hat in schwieriger Zeit zumindest einen weiteren Denkanstoß geliefert. Deutschland hat er damit nicht geschadet. Einer Partei, die Angst vor der eigenen Courage bekommt und vielleicht eine ganz normale Partei am Futtertrog werden möchte, natürlich schon. Die AfD hat in ihrem Programm einige bemerkenswert gute Ansätze in die richtige Richtung, aber wie schon einmal von jemandem formuliert, gilt auch hier: „die Wahrheit der Absicht ist die Tat“. Versprochen wurde dem deutschen Michel schon genug.

* Höcke hatte, ähnlich wie der Spiegel-Herausgeber Augstein 1998,  das Holocaustmahnmal in Berlin ein „Denkmal der Schande“ genannt.“Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“, sagte Höcke. Zudem forderte er, wieder eine positive Beziehung „zu unserer Geschichte“ aufzubauen und sprach von einer „dämlichen Bewältigungspolitik“ die eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ erfordere.

**Feldmarschall Montgomery: “Die Geschichtsschreibung ist der zweite Triumph der Sieger über die Besiegten“.

Zum Thema

Denkmal der Schande https://youtu.be/kJdPedEGcGs

Souveränität Deutschlands https://youtu.be/vjf3WMzPvpY

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6 Antworten zu Björn Höcke und die deutsche Frage

  1. Martin schreibt:

    Napoleon:
    „Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Zwiespalt brauchte ich unter ihnen nie zu säen.

    Ich brauchte nur meine Netze auszuspannen, dann liefen sie wie ein scheues Wild hinein. Untereinander haben sie sich gewürgt, und sie meinten ihre Pflicht zu tun. Törichter ist kein anderes Volk auf Erden.

    Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgten sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.“

  2. Uwe Ullrich schreibt:

    Ihre Einschaetzung gefaellt mir.

  3. DI Gerhoch Reisegger schreibt:

    Der Herr Hocke hat gewiß mit Bedacht gesagt, was er sagte. Und wenn er nicht ganz verblödet war, konnte er auch die Reaktion der politisch Korrekten, also der A…cher, voraussehen. Und da eigentlich auch fast jeder die implizite Kritik am „Denkmal der Schande“ mitten in Berlin so verstand, wie sie gemeint war, ist sein schmähliches Zurückrudern verächtlich, unnütz und billig.

    Bei jenen, die das deutsche Volk in ewiger Schuld(-knechtschaft) zu halten bestrebt sind, haben die dämlichen Interpretationen bzw. Hinweise, daß andere („Unverdächtige“) denselben Begriff – aber eben in anderem Sinn als Hocke – gebrauchten, selbstverständlich keine Exculpation erreicht, sondern nur noch größere Verachtung für solch einen Schleimer bewirkt.

    Damit wird freilich auch die Distanzierung der Frauke Petry nicht anders als politically correct, also auch jämmerlich.

    Und der Hocke hat damit auch „seinen“ Leuten gezeigt, daß mit ihm kein Staat zu machen ist.
    Zu dumm, den shit-storm vorauszusehen, zu feige diesem standzuhalten und zu anbiederisch um noch als verläßlich zu gelten.

    Die anderen Aspekte von Müllers Kommentar stimmen schon; es fehlte nur der oben von mir nachgetragene Teil

    • Bernie schreibt:

      „Schleimer“? Das ist unüberlegt gesagt. Da muss man erst einmal in der schwierigen Position des Björn Höcke sein. Von aussen meckern ist leicht.

  4. Karamba schreibt:

    Mit nächst grösserer Abhängigkeit ist wahrscheinlich die Kollaboration mit Zionisten in Israel gemeint? Frauke Petry auf den Spuren des Österreichers Strache soll dort angeblich bereits Gespräche geführt haben. Ein ehemaliger Mitarbeiter von Jürgen Elsässer behauptete sogar, die Freiheitlichen hätten von diesen Kreisen auch schon Geld bekommen.

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